Wenn es wirklich um den Sieg geht, müsste der Westen in den Krieg eintreten
Aus Washington dürften bald 61 Milliarden Euro gen Kiew fließen. Der Entschluss im Repräsentantenhaus lässt viele aufatmen. Aber es gibt auch Bedenken darob.
Aus Washington dürften bald 61 Milliarden Euro gen Kiew fließen. Der Entschluss im Repräsentantenhaus lässt viele aufatmen. Aber es gibt auch Bedenken darob.
Nein! Der Westen schlittert zunehmend in einen gedanklichen Zeitgeist des unbedingt-permanenten Krieges; in einen, in der die Suche nach Friedenslösungen als „Katastrophe“ gilt. Nach dem Beschluss im US-Repräsentantenhaus erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, er sei „dankbar für die Entscheidung, die die Geschichte auf dem richtigen Weg hält“. Zeitgleich stellte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg klar, dass man sich mit dieser Bündnishilfe nicht zur Konfliktpartei mache.
Und die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock wiederholt, stellvertretend für viele Spitzenpolitiker der EU, die Ukraine verteidige „auch unsere Freiheit, unsere Sicherheit und unseren Frieden“. Zu denken gibt an diesem Punkt das Statement einer Ukrainerin im deutschen öffentlichen Rundfunk: „Mit dem Hilfspaket können wir jetzt weiterkämpfen. Wir geben unsere Menschen. Und unsere Partner die Waffen.“
Feige, inkonsequent, unmoralisch
Die Ukrainerin spricht damit einen entscheidenden Punkt an. Die NATO-Staaten der EU argumentieren, dass man der Ukraine helfen müsse, weil man davon ausgehe, andernfalls das kommende Kriegsziel Russlands zu sein. Dennoch müssen weiterhin nur die Ukrainer ihr Leben aufs Spiel setzen. Zugespitzt formuliert: Die Ukrainer kämpfen und sterben weiter, um dem Westen Russland vom Hals zu halten. Diese Haltung ist inkonsequent, feige und zutiefst unmoralisch. Wenn es wirklich darum geht, dass die Ukraine den Krieg gewinnen muss, um die Staaten des Westens zu schützen, müssten diese selbst in den Krieg eintreten – und zwar jetzt, mit Soldaten, mit gepanzerten Divisionen, mit Kampfflugzeugen.
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