Peter Magyar - © Foto: APA / AFP / Attila Kisbenedek

Péter Magyar: Oppositioneller oder Opportunist?

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Péter Magyar mobilisiert Zehntausende gegen Viktor Orbán – und punktet dadurch, dass er selbst der Regierungspartei angehörte. Schaden könnte er aber auch Ungarns Opposition. Ein Porträt.

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Péter Magyar mobilisiert Zehntausende gegen Viktor Orbán – und punktet dadurch, dass er selbst der Regierungspartei angehörte. Schaden könnte er aber auch Ungarns Opposition. Ein Porträt.

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Zehntausende Menschen auf Anhieb auf die Straßen zu bringen, ist für niemanden ein leichtes Unterfangen. Für eine weitgehend unbekannte Person allerdings ist es nahezu unmöglich. Péter Magyar hat es dennoch geschafft. Im vergangenen April folgten in Budapest etliche Menschen dem Aufruf des 43-Jährigen, danach auch in anderen Städten, im ostungarischen Debrecen, sogar in der Provinz – wo eigentlich Dauerpremierminister Viktor Orbán einen Heimvorteil genießt. Doch gegen dessen Politik, gegen Korruption und Vetternwirtschaft, hat Magyar die Menschen mobilisieren können.

Mit „diesem Mafia-Staat“, wie Magyar selbst sagt, kennt er sich aus. Er war viele Jahre ein Teil des Systems Orbán, trat früh in die spätere Regierungspartei Fidesz ein, arbeitete ab 2010 im Außenministerium, wurde wenig später als Diplomat nach Brüssel entsandt. Ab 2018 bekleidete er eine Managementposition in der staatlichen Ungarischen Entwicklungsbank (MFB). Im Februar erklärte Magyar in einem Beitrag auf Facebook, dass er von zwei Ämtern in staatlichen Unternehmen und auch von seinem Posten als Verwaltungsrat einer weiteren Bank, der MBH, zurücktreten werde. Es war das Ende seiner Fidesz-Karriere, der eines Parteigünstlings – und der Beginn eines rasanten Aufstiegs als Oppositioneller.

Glaubwürdigkeit wird in Frage gestellt

Die Fidesz sei immer noch seine „Familie“, sagt Magyar bisweilen. Aber die Dinge im Land würden nicht richtig laufen, erklärt er etwa in einem YouTube-Video. Unlängst noch erhielt Magyar als Parteigänger Orbáns stattliche Gehälter von Staatsunternehmen, heute unterschreibt er nach regierungskritischen Kundgebungen Autogramme: Es ist ausgerechnet dieser schnell erfolgte Seitenwechsel, der Magyar in den Augen vieler Wähler und Wählerinnen Glaubwürdigkeit verleiht. 13 bis 20 Prozent der Ungarn würden aktuellen Umfragen zufolge bei einer Wahl für den politischen Neuling stimmen, dessen Name Anfang des Jahres erst einigen wenigen bekannt war. Es ist freilich genau das, was Magyar möchte. Er hat vor, mit einer eilig gegründeten Partei zu den EU-Parlamentswahlen am 9. Juni anzutreten.

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