Lass uns streiten - © Foto: Rainer Messerklinger

Ja zur Wohnsitzauflage für Asylberechtigte

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Diese Woche streiten die FURCHE-Redakteurinnen Manuela Tomic und Brigitte Quint über die Frage, wie Asylberechtigte besser verteilt werden können.

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Diese Woche streiten die FURCHE-Redakteurinnen Manuela Tomic und Brigitte Quint über die Frage, wie Asylberechtigte besser verteilt werden können.

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Ja! Obwohl diese permanente Diskussion über Geflüchtete und darüber, wie sie sich am besten zu verhalten haben, beklemmend anmutet. Der gesellschaftliche Spaltpilz, der sich hier offenbart, ist mit Händen greifbar. Die einen nehmen jegliche Thematik dankbar auf, solange Geflüchtete zum Sündenbock gemacht werden können. Die anderen weigern sich, überhaupt darüber nachzudenken, ob der Rahmen, den Geflüchtete in Österreich vorfinden, auch dem Gemeinwohl entgegenkommt. Das österreichische Asylwesen ist aktuell stark vom Familiennachzug geprägt. Es sind vor allem syrische Kinder und Frauen, die neu ins Land kommen.

Dieser peak entstand, weil es in den vergangenen Jahren zu einer Verzögerung bei der Zuerkennung von Asyltiteln chancenreicher Gruppen, etwa Syrer, gekommen war. Das wiederum hat zur Folge, dass gerade allein in Wien rund 300 Kinder pro Monat ins Schulsystem integriert werden müssen. Selbstredend führt das zu Spannungen. In den Pflichtschulen haben teilweise 90 Prozent nicht mehr Deutsch als Muttersprache. Das ist schon jetzt eine kaum stemmbare Herausforderung – für Lehrer wie Kinder, Klassendynamik, den Lernerfolg. Aus Sicht der Geflüchteten ist es nachvollziehbar, Wien zu präferieren. Als Fremder fühlt man sich in einer Großstadt weniger fremd. Einerseits weil man auf ein bestehendes Netzwerk zurückgreifen kann, andererseits weil es möglich ist, seinen Alltag zunächst auf Englisch zu bestreiten. Auch läuft man in Wien weniger Gefahr, mit ausländerfeindlichen Ressentiments konfrontiert zu sein. Man ist einer von vielen, findet schnell Gleichgesinnte, eine bubble. Die mehrheitlich schwarz regierten Bundesländer nehmen die Entwicklung in Wien offenbar wohlwollend zur Kenntnis. Dass dort der Vorschlag des AMS-Chefs Johannes Kopf – Asylberechtigte sollen nur in dem Land Sozialhilfe bekommen, in dem ihr Asylverfahren stattgefunden hat – quasi unkommentiert bleibt, liegt auf der Hand. Eine Änderung des Status quo nähme sie gehörig in die (Integrations-) Pflicht. Was gesamtgesellschaftlich wünschenswert wäre. Dass man das ausgerechnet bei den Grünen nicht wahrhaben will, ist schade. Denn Begegnung schafft Akzeptanz.

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