Jacques Ellul: Für Unabhängigkeit und Fantasie
Die von der Technik hergestellten Realitäten sind längst zu einer zweiten Natur geworden, die den Menschen beherrscht. Der vor 30 Jahren verstorbene französische Soziologe Jacques Ellul hat die Probleme einer effizienzversessenen Zivilisation früh erkannt.
Die von der Technik hergestellten Realitäten sind längst zu einer zweiten Natur geworden, die den Menschen beherrscht. Der vor 30 Jahren verstorbene französische Soziologe Jacques Ellul hat die Probleme einer effizienzversessenen Zivilisation früh erkannt.
Es ist nicht sehr lange her, da saß unsere Nachbarin auf der Bank hinter ihrem Haus und schaute auf den Rasen, wo ein nagelneuer Mäh-Roboter seine Schneisen zog. Über den Zaun hinweg beglückwünschte ich sie zu dieser Anschaffung, die ihr zukünftig viel Zeit ersparen würde. Doch sie schüttelte den Kopf und sagte, es sei schon traurig: Bisher habe Rasenmähen vielen Menschen Arbeit gegeben, aber die verlören sie nun an solche Apparate.
Da fragte ich sie, warum sie sich den Roboter zugelegt hätten. Es stehe ihr und ihrem Mann doch frei, den Rasen weiterhin selbst zu mähen oder andere Menschen mit dieser Arbeit zu betrauen. „Was willst machen“, antwortete die Nachbarin achselzuckend: „Den Fortschritt kannst nun mal nicht aufhalten.“
Dass die Entscheidung, ob wir ein technisches Mittel verwenden oder nicht, in Menschenhand liege, wird nur mehr ein hoffnungsloser Optimist behaupten wollen. Eine Firma, die nicht in die effizientesten Maschinen und Methoden investiert, eine Privatperson, die sich weigert, ein Smartphone zu benutzen – beide werden mit etwas Glück noch eine soziale Nische finden, in der sie vielleicht eine Weile weiterexistieren können. Aber es ist klar, dass sie keine Zukunft haben.
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