Wunderbares Dunkel dieser Tage! Wenn der Nebel die Fenster umdüstert, die Bäume wie Schatten in ihm stehen und die Sonne unsichtbar bleibt und die Vögel draußen sich nur noch ganz leise melden wie aus einem anderen Reich — dann muß es doch gelingen, an den entsetzlichsten Schmerzen, den furchtbarsten Bildern vorüber einen Weg in die Kindheit zu finden. Die Erinnerung soll keine Flucht sein, kein Untergehen in der Trauer um Unwiederbringliches; aber wir bedürfen des Besten und Reinsten aus unserem Leben, wenn wir der Zeit nicht erliegen sollen.Wahrscheinlich ist die Zeit der Kindheit
Vor zehn Jahren, am Ostersonntag nachmittag, ist Reinhold Schneider in Freihurg im Breisgau gestorben. Durch diesen Tod hat die „Furche” damals einen ihrer aufmerksamsten Leser, einen ihrer treuesten Freunde und einen hochgeschätzten Mitarbeiter verloren. Seit es im Sommer 1946, als Reinhold Schneiders Heimatstadt Freiburg noch in Trümmern lag, möglich gewesen war, eine erste Verbindung mit ihm herzustellen, ist in den Jahren bis zu seinem Tod dieser Kontakt nie unterbrochen gewesen. Sein letzter Beitrag, den er für uns schrieb, „Abschied von Wien”, ist schon nach seinem Tod in der
Die Aussage Werner Bergengruens ist von Tradition geprägt. Tradition bedeutet, namentlich wenn sie im Raume der deutschen Sprache gelebt wird, leidenschaftlicher Kampf, denn die fast zerstörenden Gegensätze der deutschen Geschichte müssen ja in einem solchen Leben wieder aufklaffen. Aber wohl kaum wieder ist im Werke eines Lebenden der Bogen so weit gespannt wie in Bergengruens Persönlichkeit und Werk; Otto von Taube ist ihm darin verwandt auf der evangelischen Seite, verwandt auch in der Behauptung ritterlicher Art, die für Bergengruen durchaus kennzeichnend ist und ihn wie Otto von
Wir erleben viel mehr die Zeit als uns selbst. Der Ablauf der Zeit, der Wechsel der Epochen, die Umwandlung der Farbe und des Gepräges sind das Unerklärliche, das wir erfahren. Wohl besteht ein Zusammenhang, die Grenzen sind fließend; auch trägt eine jede Epoche ihren Widerspruch in sich. Dahinter ist ein Ruf, den wir lernen sollen zu verstehen; aber den Plan des Ganzen durchschauen wir nicht. Geschichte ist das Walten des verborgenen Gottes, der Sendungen gegeneinander auswirft; vielleicht um sie zu erhärten und zu erproben. Wenn überhaupt ein Auftrag an ein Leben ergangen ist und
Anfang November, als ich ankam, blühten noch bleiche Rosen auf dem Aspernplatz, nun, beim Abschied im März, dunkeln die Schneewolken von Osten her. Das Wetter, schlägt um, drei- oder viermal des Tags, und der Wind, der schon das Castrum Mark Aurels umbrauste, ermüdet nie. Man ist die Abschiede gewohnt, aber so schwer ist mir selten einer gefallen; wir fahren auf der Straße zum Flugplatz, an der riesigen Totenstadt vorüber: welche Namen, die man unsterblich nennt und die hier von Jahrhundert zu Jahrhundert verhallen! Wie es immer geht: Freunde, die sich verabschieden wollen, verfehlen
TA as ausklingende Jahr wird für absehbare -' Zeit denkwürdig bleiben als Geburtsjahr der ersten Satelliten, einer Sensation, wie es scheint, mit stark politischem Akzent; in Wahrheit geht es um ein politisch-überpolitisches Ereignis, eine Sache der Menschheit, die ernsthafter innerer Verarbeitung bedarf. Was es für die Wissenschaft bedeutet, daß in Bereichen, die bisher nur für wenige Minuten von Raketen gestreift wurden, unter Umständen auf Jahre ausdehnbare Beobachtungen möglich sind, ist wohl noch kaum zu ermessen. Allein für die Radioastronomie, die Erforschung kurzwelliger
Das Geschick unserer Kultur, letzter Kultur Vielleicht, ist das Geschick Anton Kippenbergs. Er hat leitend und ausgestaltend den Insel-Verlag der Goetheschen Idee der Weltliteratur unterstellt: das war die Einzigartigkeit seines Verlags-werkes, daß seine Mitte Verehrung des Einzigen, Vollzug seines Weltbildes war. Martin Beheim-Schwarzbach hatte, um mir zu helfen, die Verbindung angeknüpft. Nach einem Gespräch mit Katharina Kippenberg — von dem ich das Gefühl hatte, da2 es zu keinem Ergebnis geführt habe — erwartete mich Anton Kippenberg ih der Halle des Hotels Esplanade. Ich kannte
Für das neue Buch Josef Piepers — eine Sammlung knapper philosophischer und theologischer Aufsätze und anschließender Aphorismen — ist es bezeichnend, daß in seiner Mitte einige Bemerkungen über das Schweigen stehen: es ist das Erdreich, in das die Rede ihre Wurzeln treibt. Damit ist das Thema wieder aufgegriffen, das Pieper, der nun Fünfzigjährige, in seiner Schrift über das Schweigen Goethes angeschlagen hat. Vielleicht ist es sein Thema überhaupt. Philosophie in Piepers Sinne führt vor die unbeantwortete Frage. Die eigentlich philosophische Frage, etwa: Was ist letzten Grundes
Das Drama führt in Konflikte, die vom Irdischen her nicht versöhnt werden können. Das liegt sowohl in seinem Ursprung wie im Wesen der dramatischen Form, die streitende Personen und Mächte in ihrem Eigenrecht gegeneinandersteilt; der Kampf wälzt sich bis an den Rand des Daseins, die Erde. Die Antwort, die über dem Abgrund des Absturzes vernehmlich wird, ist Sache des Dichters und seiner Zeit, der religiösen und geistigen Welt, in der er steht, der Gesamtheit, an die er sich wendet. Denn ohne eine solche in ihrer geschichtlichen Gegebenheit ist kein Drama möglich. Sucht die Tragödie
Seit fast zwei Jahren kann der König nicht mehr gehen. Auf einer Fahrt durch Madrid bat er den Infanten, an seiner Stelle einem mit dem Sakrament vorüberschreitenden Priester zu folgen: er selbst hätte es getan, aber seine kranken Beine erlaubten es ihm nicht. Nun kommen Stunden, wo die Kälte der Majestät von seinen Zügen weicht; wenn einmal der strenge hohe Hut das kahle Haupt nicht bedeckt, so leuchtet aber dem dunklen Kleid das einfache, tiefermüdete Gesicht eines Greises, das das Alter allein besitzt. Er ist erschöpft; der Tod wird kommen; das ist das einzige Ereignis seiner
Wir erinnern uns an das Auferstehungsbild Grünewalds: die Kriegsknechtc werden mit den aufgesprengten Grabplatten wie Erzklumpen weggeschleudert; über ihnen erhebt sich der Sieger in die Nacht. Aber aus dem Evangelium wissen wir nur, daß Hohepriester und Pharisäer, die einen Betrug mit dem Leichnam fürchteten, Pilatus baten, das Grab bewachen zu lassen, und daß er eine Wache dahinsandte. Als die drei Frauen am Ostermorgen zum Grabe kamen, war der Stein weggewälzt, das Grab leer. Was mit der Wache geschehen ist, wissen wir nicht. Wir wissen von keinem Zeugen der Auferstehung, des
Ob nicht das All der Liebe Ruf empfunden? Von Raum zu Raum durch nachterfüllfe Weiten Grüht sich das Licht, und goldne Strahlen gleiten Von Sternen her, die längst dahin geschwunden.Wer mag. der Liebe Uebermacht erkunden Und ob nicht Seelen durch die fernsten Zeiten Sich auf des Sohnes Siegestag bereiten, Der fort und fort die Hölle überwunden?Es ragt das Kreuz aus hoch entrückten Reicher Hinab in Tiefen, die ohn' Ende fallen, Und Liebe bindet mächtig Stern an Stern.Einst wird den Raim durchfliehn ein Feuerzeichen, Gesang wird jubelnd hin und wider schallen Und tausendfältig strahlt
Ein Jahr vor dem Tod meines Vaters verließ ich die Schule. Das Hotel, das einst meinem Vater gehört hatte, und das er verkaufte, war völlig fremd geworden. Der neue Besitzer baute eine Tanzhalle in den Hof; aus ihr schollen die zerstörend-widerlichen Melodien des nach dem Kriege ausgebrochenen Lebenstaumels;- die Spielbank im Speisesaal wurde nachts von der Geheimpolizei gesprengt. Ich sah kranke, rasch verlebte Gesichte,r. Die eigentliche Bedeutung der Verworfenheit war mir damals so wenig klar wie die Unverrückbarkeit ethischer Normen, aber ich flüchtete vor allem und allen. Wenn ich
Im Jahre 1935, al ich aus England zurückreiste, fragte ich, ob ich in Doorn empfangen würde. Ich hatte das Bedürfnis, von einer ohne Zweifel geschichtlichen und viel verzeichneten Gestalt einen Eindruck zu empfangen. Im Dom zu Utrecht stand ich an der Stelle, wo das Herz Kaiser Heinrichs V. begraben ist. Große Schatten flüchteten über die arme Landschaft, durch die ich von Amersfoort fuhr, niedriges Kiefer- und Laubgehölz, an dem noch vorjähriges Laub hing, Gewässer dazwischen, ein Trupp übender holländischer Soldaten, April: es schneite und regnete zugleich. Das Auto des Kaiser
In Segovia kannte man den Namen des kleinen Ortes nicht, wo der König bauen lassen wollte, ob auch die nach Madrid führende Landstraße an ihm vorüberging. Sofort nach seiner Rückkehr aus Flandern im Jahre 1560 hatte Philipp eine Kommission von Aerzten und Gelehrten ausgesandt, den Bauplatz zu suchen. Man schwankte zwischen Aranjuez und einem tief in der Guadarrama verlorenen Ort; endlich schlug man diese Felsenstufe unter den Bergen vor, die von hier ihren letzten und kühnsten Aufstieg nehmen. Philipp selbst reiste hin und besichtigte die Stelle, ehe er sich entschied.Gegen Süden dehnt
Als das kurze, traurige Leben des Tragikers Graßbe zu Ende ging, hielten es Freunde doch für wichtig, ihm einen Geistlichen zu senden. Grabbe wollte sterben wie ep gelebt hatte; aus seinen Fieberphantasien habe er, wie berichtet wird, den Pastor „abgeschreckt" mit der Frage, ob auch die Tiere in den Himmel kommen. Sonderbar! Warum ließ sich der Geistliche wohl abschrecken? Sah er in der Frage nur eine der verletzenden Sonderbarkeiten, mit denen der Dichter seine Vaterstadt Detmold aufzuregen liebte? Wie, wenn er ein Wort gefunden hätte vom Seufzen der Kreatur, vom Harren der Schöpfung,
Der Verlag Jakob Hegner (Köln und Ölten) bringt soeben in vier Bänden eine Sammlung der Werke Reinhold Schneiders heraus. Die Titel der eimeinen Werke sind: „Dichter und Dichtung“, „Der iünite Kelch“, „Das getilgte Antlitz“, „Herrscher und Heilige“. Zu dieser Sammlung gesellt sich als tüntter Band eine Abhandlung über Reinhold Schneider aus der Feder von Hans Urs von Balthasar. Der Ausgabe — die wir nocii besonders würdigen werden — entnehmen wir die folgende Erzählung.Der Gefangene hörte den Gesang nun wieder, mit dem der Tag begonnen hatte; halbgeschlossenen
Das Drama führt in Konflikte, die vom Irdischen her nicht versöhnt werden können. Das liegt sowohl in seinem Ursprung wie im Wesen der dramatischen Form, die streitende Personen und Mächte in ihrem Eigenrecht gegeneinander stellt; der Kampf wälzt sich bis an den Rand des Daseins, der Erde; die Antwort, die über dem Abgrund des Absturzes vernehmlich wird, ist Sache des Dichters und seiner Zeit, der religiösen und geistigen Welt, in der er steht, der Gesamtheit, an die er sich wendet. Denn ohne eine solche in ihrer geschichtlichen Gegebenheit ist kein Drama möglich. Sehr wohl kann die
Wer wagt es heute noch, den ersten und den letzten irdischen Dingen offen ins Gesicht zu sehen, mit jenem Ernste, zu dem die Bekenner des Gekreuzigten verpflichtet sind? Reinhold Schneider hat dies gewagt; als eine einsame Stimme im Schatten des Dritten Reiches, als eine einsame Stimme im Heute. Damals wie heute von vielen ver- fehmt, von vielen mißverstanden. Es kann von niemanden verlangt werden, daß er alle Gedanken dieses radikalen christlichen Friedensdenkers teilt, es darf aber gebeten werden, daß man seine Stimme hört.„Die österreichische Furche'Im Jahre des „Kommunistischen
Er war wie ein verirrter Klang, Musikant, Fabulierer aus dem bunten nordöstlichen Lande, das nicht mehr ist. Er muß den weißen Sand der Dünen, „den der Wind in das Haff trieb“, geliebt haben wie der umhergetriebene Chopin die polnische Erde. Da er nicht in seiner Heimat war, so war er nicht am rechten Ort. Wie fremd erschien er in der oberbayrischen Landschaft, die er doch gepriesen hat, wie fremd mag er am Zürcher See erschienen sein, dem er doch so dankbar warl Das Leiden, das Schweigen, das Hervorbrechen der Naturmacht und das Geborgensein in ihr, das Ineinanderwogen von Gut und
Die Arbeit der „Furche“ scheint mir heute wichtiger denn je. Wir Menschen in Westdeutschland sind in der Gefahr einer Art atlantischer Denkweise: mehr und mehr neigen wir dazu, unsere Probleme, Gegenwart und Zukunft, in überseeischer Perspektive zu sehen; damit ist weder Amerika noch Europa gedient. Europa kann sich nur in sich selbst befestigen, wenn es noch befestigt werden kann; es kann sich nur behaupten, wenn es Europa ist. Das aber heißt: es muß sich auf Österreich besinnen. Unsere gegenwärtige geschichtliche Situation — eine Situation fast schon am Rande der Geschichte —
Wer die Wunde der Christenheit fühlt, sollte an diesem Buche nicht vorübergehen, ob Katholik oder Protestant. Es ist dem Andenken Dr. Josef Metzgers gewidmet, dessen Opfer kein vergebliches sein kann und darf und dessen Werk Dr. Laros auf dessen Wunsch fortführt. Una Sancta ist, anschließend an P. Pribilla, verstanden als eine vorbereitende tatkräftige Bestrebung, „nicht Festlegung auf ein genau umschriebenes dogmatisches Ziel“. Eine solche Betreuung fordert den „schöpferischen Frieden“ zwischen den Konfessionen, der beruht auf Ehrfurcht, Liebe und der Bereltschaft zu
Wer Wiecherts letztes Werk, den Roman „Missa sine nomine“ , gelesen hat, mußte auf den Tod des Dichters vorbereitet sein. Das Buch ist von einem Manne geschrieben, der weiß, daß er abberufen ist. Den Fluch des Ruhmes hat er hinter sich gelassen. Denn was ist der Ruhm heute mehr? „Aber alle, um die die große Einsamkeit schweigt, sind ernst, und die meisten sind wahrhaftig. Es ist niemand da, vor dem sie eine1 Rolle spielen könnten ... Niemand, vor dem es lohnte, eine freundliche Lüge zu sprechen. Der Spiegel, vor dem sie leben, ist unbestechlich. Es gibt keinen Beifall für sie,
Das Genie, eine im übernatürlichen entspringende, von ihm erfüllte und zeugende Kraft, kann nur bewertet werden, indem es auf Werte bezogen wird, die nicht im Menschen wurzeln und nicht von ihm abhängig sind, sondern ihm gegenüberstehen mit der Kraft unveränderlichen Seins. Die Unerschütterlichkeit dieser objektiven Wahrheit auch der seltensten Erscheinung gegenüber ist wohl niemals mit größerer Härte und Bestimmtheit ausgesprochen worden als vom Apostel Paulus mit den Worten: „Und wenn ein Engel vom Himmelreich eine andere Botschaft brächte als wir, er wäre im Banne“
Noch immer ist die Frage nicht leicht zu beantworten, was die Athener bewogen haben mag, den Sokrates vor Gericht zu teilen und zu verurteilen. Den Vorwurf, daß er nicht an die Götter glaube und Unrecht zu Recht mache, hat er in seiner Verteidigungsrede entkräftet; dieser Vorwurf war offenbar Vorwand einer tiefgegründeten Gegnerschaft. Wahres — damit begann er seine Verteidigung — haben die Gegner überhaupt nicht gesagt; darauf aber kam er immer wieder zurück, daß er die Wahrheit rede; daß seine Sache die Wahrheit sei; daß er nicht lüge; daß er die Wahrheit reden müsse und das
Wenn wir weit werden, wandelt Gott in uns. St. AugustinusDie Verlassene fühlte, daß noch etwas in ihrem Leben getan werden mußte, aber sie gestand es sich nicht deutlich ein. Sie lebte so stark in der Erinnerung, daß sie auf der Straße junge Menschen ansprechen konnte wie ihren Sohn; daß sie, wenn sie zurückkam, wirklich meinte, das helle, warme Licht des Familienzimmers zu spüren, während der Wind durch die mühsam verklebten Scheiben blies und die arme Lampe auf dem kahlen Tisch wieder verflackerte und verlosch, weil es noch immer nicht gelungen war, die Stadt mit Strom zu
Es würde uns wohl erschüttern, wenn wir uns die Hoffnungen und Ahnungen vergegenwärtigen könnten, mit denen das 19. Jahrhundert begrüßt wurde. Ernst gestimmte Geister blickten mit sdiwerer Bang- nis in das Künftige; andere gaben sich ungemessenen Hoffnungen hin. In Wahrheit hatte das ausgehende Jahrhundert mit gewaltigen geistigen und politischen Katastrophen dem anbrechenden eine Aufgabe hingeworfen., deren Bewältigung uns heute kaum möglich scheint. Zu sehr sind wir vielleicht geneigt, das 19. Jahrhundert im Schatten dieses Versagens zu sehen; es war eine an hohen geistigen
Im Herbst des Jahres 1518 hatte ein Reisender, der von Basel nach Löwen wollte, manche Zwischenfälle zu bestehen. Nach einer Fahrt in lästiger Sonnenhitze gab es in Breisach ein ungenießbares Frühstück: Brei, Knödel, ausgekochte Fische — während der Reisende, obwohl er aus Rotterdam stammte, auch die wohl zubereiteten Fische nicht mehr vertrug. Schon machte ihm, einem Fünfziger, sein „Körperchen“, wie er zu sagen pflegte, uni sich die Last zu erleichtern, vielerlei Not, und zehn Jahre war es schon her, daß er sich gewöhnt hatte, stehend zu schreiben, zu leben und höchstens
5. FortsetzungNur der Vorbereitung auf die Ankunft der Zarin widmete sich Alexander mit Eifer; er ließ von den durchziehenden Kosaken Stoffe in besonderen, verhaltenen Farben einkaufen und mit diesen die zwei für Elisabeth bestimmten Gemächer auskleiden, in deren fürsorgliche Wähler länge geschwankt hatte, bis er sich doch für die vom Meere abgelegene Seite entschied; er hatte einige Nächte in den auf die See gerichteten Zimmern zugebracht und, namentlich wenn gegen Morgen der Wind aufstand, das Geräusch der andringenden Weilen als störend empfunden. Einige Stiche, mit denen er nun
Eine Begegnung wunderbarer Art könnte sich zugetragen haben zwischen Wolfram von Eschenbach und der heiligen Elisabeth. Im Jahre 1211, im Alter von vier Jahren, wurde die ungarische Königstochter in einem silbernen Bettchen zur Wartburg hinaufgetragen. Damals gebot noch Hermann von Thüringen (bis 1216), al dessen Gast der Dichter auf der Wartburg einkehrte. Vielleicht hat der ernste und fromme, grüblerische Sinn des zugleich w ltfreudigen und weltgerechten Ritters in dem Heranwachsenden Kinde das Ungewöhnliche, den Zug zum Unbedingten, erkannt, der von früh an Elisabeth auszeichnete.
Im Jahre 1862, als Chrisrne Hebbel zum 49. Geburtstag ihres Mannes einen Lorbeerzweig kaufen wollte und dem zuerst widerstrebenden Besitzer des Treibhauses ihren Namen nannte, bot der Verkäufer seinen schönsten Baum. Hebbel sollte nur noch einen Geburtstag erleben, der schon in sein Todesjahr fiel; dieser Tag stand unter dem sicheren Zeichen großen Ruhmes; über Hebbels Grabe gedieh der Lorbeer immer üppiger; von der neuesten Zeit aber wird man wohl sagen müssen, daß in ihr manche Verehrer des Dichters ihm Schlimmeres antaten, als seine Feinde zu seinen Lebzeiten. Die Frage, was von